Pfarrkirche Maria am Gestade in Innsbruck
Mentlberg, Klosteranger, Sieglanger Weingartnerstraße 44
Patrozinium: Sieben Schmerzen Maria (Fest am 3. Sonntag im September bzw. 15. September)
GESCHICHTE
Zur Siedlungsgeschichte
Das Stadtteilwappen führt die oben genannten drei Fraktionen des Stadtteils Sieglanger an, der im Westen von Völs und im Osten von der Enge unter dem Ansitz Felseck (1880), im Süden von der Waldgrenze und im Norden von der Autobahn eingegrenzt wird. Die Weingartnerstraße erinnert an den Ehrenbürger und Ehrenringträger der Stadt Innsbruck, an den kunstsinnigen Propst Dr. Josef Weingartner (1885-1957)von St. Jakob.
Die Geschichte der im südwestlichen Bereich des Stadtgebietes liegenden Pfarre reicht aber weit zurück.
Um 1490 baut Heinrich Mentlberger den sogenannten Meierhof auf der Gallwiese zu einem Adelssitz aus, um 1770 entsteht die Schlosskapelle in ihrer heutigen Gestalt, 1874/75 werden das Gasthaus Peterbrünnl und die Ziegelei im Bereich des Landesgerichtlichen Gefangenenhauses errichtet. Ab 1930 entwickelt sich der Wiltenberg zu einer Hangsiedlung, die heute Mentlerg genannt wird.
Der typische Siedlungscharakter in der Ebene am Inn entstand in den Jahren 1933/34 mit der östlich gelegenen Fischersiedlung (nach dem damaligen Bürgermeister Franz Fischer 1929-1938), weiter westlich mit der Erwerbslosensiedlung, auch Dollfußsiedlung (nach dem damaligen Bundeskanzler Engelbert Dollfuß, + 1934) genannt - später aber beide aus der Namenszusammensetzung „Siedlung am Anger" Sieglanger getauft.
Nach 1945 erfolgte der weitere Ausbau der Mentlbergsiedlung und vor allem der Klosterangersiedlung. In der neueren Zeit wurde auch der Mehrgeschoßwohnungsbau eingeführt. Seit dem 28. September 1977 verbindet eine Fußgängerbrücke die Stadtteile Sieglanger/Mentlberg mit dem Erholungsgebiet in der Höttinger Au, vor allem zum Flughafen und den Sportanlagen der Universität. Im Dezember 1989 wurde das vom „Verein Sonnenland" errichtete „Abt-Alois-Stöger-Haus" als Seniorenwohnheim eröffnet.
Der Neubau der Pfarrkirche
Im zentralen Bereich dieses Stadtteiles steht die Pfarrkirche „Maria am Gestade", geplant von karl rappold und am 23. Dezember 1962 von Bischof Paulus Rusch geweiht.
Die ordentliche Seelsorge begann bereits mit dem am l. September 1947 errichteten Pfarrvikariat Mentlberg zu den Sieben Schmerzen Maria, wobei die Wallfahrtskirche sozusagen als erste Zelle der von Wilten abgetrennten Gemeinde für die Gottesdienste diente. Nachdem sich diese als zu klein und zu entlegen erwies, benützte man 1957 bis 1962 auch eine Lagerbaracke als Notkirche im sogenannten „Südtiroler Lager" am Ende der Weingartnerstraße.
BAUBESCHREIBUNG
Außenbau
Die Grundsteinlegung zur neuen Kirche, ausgeführt in Stahlbetonkon-struktion von der Firma Huter und Söhne, fand am 15. Oktober 1961
statt. Sie zeigt sich als nach Norden gerichteter kubischer Baukörper mit quadratischem Grundriss, dessen hochgezogene Dachführung zum angeschlossenen und markanten Turm im Norden hinzielt. Von den vier Glocken wurden drei - mit den Bildnissen von Christus als König bzw. Maria und Josef - am 27. Oktober 1964 geweiht (Glockengießerei Graßmayr), als vierte kam später noch die Schutzengelglocke hinzu.
Grundrissskizze
Betonglaswand von Max Weiler, 1961/62
Die mächtigen Glassteine mit ihren für Max 'Weiler typischen mineralischen Strukturen stehen in einem beziehungsreichen Wechsel von Farbflächen und Farbtönen zueinander. Dieses Fenster lässt das kos-mische Ordnungsgeheimnis, aber auch den Lebens- und Leidensweg Jesu erahnen — und lädt ein zur Meditation über die Kräfte der Natur, von Sonne, Erde und Kosmos, in und um uns.
Innenraum
Das Innere besticht zunächst durch die interessante Belichtung, die an den berühmten Bau der Wallfahrtskirche in Ronchamp (Ostfrankreich) von Le Corbusier erinnert. In der erhöhten Altarzone - diagonal zum Eingangsbereich - ist die Lichtöffnung in der aufstrebenden Holzdecke; verborgen ist auch die Lichtquelle von den Seitenkapellen (Tauf- und Beichtkapelle). Markant ist dagegen im Westen die aus Licht und Farben gebaute Betonglaswand vom Nestor der Tiroler Moderne, max weiler (geb. 1910 in Absam), der darin das Leben in Bildzeichen projiziert hat und gleichzeitig das Unendliche hereinschauen lässt.
Dieses Fenster lässt das kosmische Ordnungsgeheimnis, aber auch den Lebens- und Leidensweg Jesu erahnen — und lädt ein zur Meditation über die Kräfte der Natur, von Sonne, Erde und Kosmos, in und um uns.
EINRICHTUNG
Hochaltar
Der aus Granitblöcken gemeißelte und freistehende Hochaltar steht vor einer zwölfteiligen (12 Apostel) aufsteigenden Pfeilerwand, in deren Mitte der Tabernakel als Globus von rudolf wach (von ihm stammt auch der Taufsteindeckel) in ein breiteres Wandfeld eingelassen ist.
Altarbilder: Darüber ist in der gerundeten Apsiswand das flügelaltar-ähnliche, 8x8 Meter große in Farbe und Gold gefasste Tafelschnitzwerk vom Innsbrucker Professor rudolf millonig angebracht, der damit den „Heilsplan Gottes in Maria" darstellt.
Von der Verkündigung (links) über das Stehen unter dem Kreuz (Mitte) bis zum Pfingstfest (rechts) werden auch die kleineren Motive der unteren Reihe - Geburt Christi, Hochzeit zu Kana, Frauen am Ostermorgen und der reiche Fischfang vom großen Dreifaltigkeitssymbol, im besonderen des Hl. Geistes, überstrahlt.
Geweiht wurde der Hochaltar am l. November 1992 von Generalvikar Dr. Klaus Egger.
Sonstige Einrichtung
Die Seitenaltäre enthalten links die Pietà (1962) in einer lichterfüllten Nische, ein Werk von hans pontiller (1887-1970), einem Gotiker und Mystiker des 20. Jahrhunderts. Ganz rechts im Altarraum steht eine Terrakottafigur des hl. Josef mit Kind (1987) von carlo hren aus Götzens.
In der Taufkapelle (links neben dem Altarraum) hängt ein Kruzifix des Vorarlbergers jakob summer; die Bilder (Hl. Franz von Assisi bzw. Maria mit dem Jesuskind) und das Keramikmosaik (Antlitz Christi) stammen von der Salzburger Akad. Malerin hedwig baier.
An der nördlichen Teilwand im Anschluss an das Betonglasfenster hängt das 4,10 x 2,20 Meter große Leinwandbild „Kreuzigung" vom Südtiroler peter lanzinger (1880-1950).
An der südlichen Emporenwand (auf der Empore steht eine Computerorgel der Fa. Allen, 1988) hängt ein bemerkenswerter Kreuzweg, ausgeführt 1987 als graphischer 15teiliger Bildzyklus vom Osttiroler Künstler Prof. oswald kollreider (Kohle auf Papier, aufgebracht auf den Tafeln aus glasiertem Ton in spezieller Fertigungs-technik, weltweit erstmalig hergestellt).
Weitere Arbeiten sind ein Barmherziger Samariter von Martin Gundolf und eine Batik „Heimholung des Menschen" von Hans und Christl Mahlknecht.
Tafelbild-Altar von Prof. Rudolf Millonig, 1992
In seiner klaren Bildsprache will uns der monumentale Altar w den Grundwahrheiten unseres Glaubens führen.
Die senkrechte Achse reicht vom Gottvater-Mosaik oben über das Bild des Gekreuzigten bis zum Tabernakel und den Altartisch - ein Hinweis auf die Dreieinigkeit.
In den sieben Tafeln der waagrechten Achse wird die Bedeutung der Gottes- mutter hervorgehoben — der ja unsere Kirche geweiht ist.
**Leinwandbild "Kreuzigung" von Peter Lanzinger**
Kreuzwegstation von Oswald Kollreider (1987)
Die Pfarre heute
1982 musste wegen der großen Aktivitäten in der Pfarrgemeinde und auch des Pfarrers, der am 3. September 1978 in der Pfarre installiert wurde (am selben Tag auch Papst Johannes Paul I.), der Pfarrsaal vergrößert werden, sodass nun genügend Platz ist für alle Angebote, wie sie in der Festschrift „25 Jahre Maria am Gestade" (1987) oder im laufenden Pfarrbrief angeführt sind.
Als Gemeindegrundsatz gilt: „Nur eine entfaltete Gemeinde ist eine lebende Gemeinde." Der aufstrebende Turm ist hierfür ein sprechendes Symbol: Wir sind nicht nur auf die Erde gepolt, sondern immer im Aufwind nach oben.
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gottesdienste
Pfarrkirche
Samstag 18:30 Uhr und Sonntag 09:30 Uhr
Feiertage um 09:30 und Vorabendmesse um 18:30 Uhr
Wallfahrtskirche, Mentlbergstraße 21
Durch das ganze Jahr jeden 15. des Monats 19.30 Uhr Wallfahrtsgottesdienst
Adresse: Pfarramt Maria am Gestade, Weingartnerstraße 44, 6020 Innsbruck,
Tel. (0512) 57 28 62 oder 0676/87307054
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Entnommen aus dem aufliegenden Kirchenführer.
Das Erscheinen dieses Kirchenführers wurde gefördert durch:
Baufirma Johann Huter & Söhne Bau- und Galanteriespenglerei Kurt Kremser, Transportunternehmen Siegfried Schneider, Gärtnerei Peter Pfeifer, Rechtsanwalt Dr. Klaus Nuener
Literatur: Norbert Möller, Die Kirchen Innsbrucks, Verlag Kirche 1997. - Festschrift „25 Jahre Pfarrkirche Maria am Gestade", Eigenverlag, Innsbruck 1987. Hrsg. vom Kath. Pfarramt Maria am Gestade, Pfarrer Msgr. Cons. Helmut Gatterer Text: Dr. Norbert Möller, Innsbruck Fotos: R. Weidl / Verlag St. Peter, Salzburg Grundriss: Dipl.Ing. Karl Rappold, Innsbruck
Christliche Kunststätten Österreichs, Nr. 347 © 2000 by VERLAG ST. PETER • Erzabtei St. Peter • A-5010 Salzburg
1. Auflage 2000 Herstellung: Colordruck, Salzburg